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Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade: „Gemeinsam Großes bewirken
– für Projekte, die die Welt ein Stückchen besser machen“. Teilnehmende Artikel.
Barcamps sind großartig, ich mag sie. Über Barcamps habe ich hier im Blog schon häufiger berichtet.
Bildet sich bei dem Begriff trotzdem ein Fragezeichen in Deinem Kopf, so kann ich den Artikel von Nicole Werner ans Herz legen. Ihr Artikel zu diesem offenen Veranstaltungsformat ist gut recherchiert und erklärt das Konzept umfangreich. Nicole habe ich kurz beim Barcamp Pforzheim kennengelernt.
Für den schnellen Einstieg zum Thema Barcamp hier ein Tl;dr:
Barcamps – Too long; didn’t read
Ein Barcamp ist entfernt einer Konferenz ähnlich. Es ist eine professionell organisierte Veranstaltung, mit einem festen Ablauf- und Zeitplan. Menschen kommen zusammen und es gibt Vorträge, Workshops und weitere Formate, in denen Wissen oder Erfahrungen ausgetauscht und erweitert werden.
Eintrittspreis
Im Unterschied zur Konferenz gibt es oft einen günstigen oder solidarischen Eintrittspreis, der es allen Menschen ermöglicht, daran teilzunehmen. Die restlichen Kosten werden über Sponsorinnen finanziert.
Kein Programm
Zudem gibt es kein festes Programm der Inhalte. Damit gibt es auch keine vorher feststehenden Themen oder Vortragenden. Das Programm entsteht zu Beginn, am Barcamptag, durch die anwesenden Teilnehmerinnen. Bei Themenbarcamps gibt es ein Oberthema, das über der Veranstaltung steht, wie Fotografie, Literatur, Bildung oder Stadtentwicklung.
Themen kommen von den Teilnehmerinnen
Jede Person ist in einem Bereich Expertin oder brennt für ein Thema, egal ob im Privaten oder im Beruf. So kann diese einen Beitrag einbringen, der die anderen Teilnehmerinnen weiterbringt und sie über den eigenen Tellerrand hinausschauen lässt.
Alle stimmen über die Themenvorschläge ab
Die Teilnehmerinnen bekunden ihr Interesse an den einzelnen Session-Vorschlägen per Handzeichen und bestimmen so den Programmplan des Tages. Das Organisationsteam ordnet Raumgrößen entsprechend dem Interesse zu. Ist der Plan mit Inhalten gefüllt, geht das Barcamp los und jede kann die Beiträge besuchen, für die ihr Herz schlägt.
Das Besondere an Barcamps
Die Kraft eines Barcamps liegt darin, dass sich Menschen, mit einem offenen Geist zu Themen begegnen, sich verbinden, gemeinsam lernen und daran wachsen. Das passiert in den einzelnen Sessions und in den Pausen. Häufig entstehen bei oder nach Barcamps neue Partnerschaften, etwa Initiativen, Gruppen, Vereine, Firmen und Freundschaften.
So viel zu den Barcamps allgemein. Es gibt noch viele weitere Aspekte und Informationen, warum Barcamps toll sind und sie so hervorragend funktionieren.
Auf welchen Barcamps war ich zuletzt und warum?
Die letzten beiden Barcamps, die ich besucht habe, sind das Barcamp Pforzheim und das Barcamp Nachhaltigkeit und Gesundheit, in Esslingen. Beide sind gut mit der Bahn in knapp einer Stunde zu erreichen. Ich gehe gerne zu diesen Barcamps, da ich eine Verbindung zu den Menschen habe, die sie organisieren und weil es meine Herzensbarcamps sind.
Barcamp Pforzheim
Ende September war ich beim Barcamp in Pforzheim. Das ist ein klassisches, also themenoffenes Barcamp, das bereits zum fünften Mal im EMMA Kreativzentrum stattfand.
Die Veranstaltung war gut organisiert. Die Stimmung, die Menschen und die Themen gefielen mir. Das Emma Kreativzentrum unterstütze das mit passenden, offenen Räumlichkeiten und guter Ausstattung.
Pforzheim ist von der Haustüre zum Veranstaltungsort mit eineinhalb Stunden günstig und gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Mitglieder der Organisatorinnen kenne ich von deren Besuchen beim Barcamp Rhein-Neckar und anderen ehrenamtlichen Projekten.
Im Video von indigo pictures sind einige O-Töne schön und kompakt in einer Minute dreißig zusammengefasst. Ich tauche gleich zu Beginn auf:
Das nächste #bcpf24 findet am 27. und 28. September 2024, wieder im EMMA statt. Bist Du dabei?
Welche Sessions ich besuchte
Die Übersicht der gehaltenen Beiträge, sogenannte Sessions, findest Du im online Programmplan des Barcamps. An folgenden Sessions habe ich teilgenommen:
Vorgesetzte abschaffen
Ju berichtete darüber, wie er vom klassischen Arbeiten zu einer Firma kam, in denen die Teams dynamisch pro Aufgabe oder Thema entscheiden, ob sie eine Führung benötigen. Die Arbeitsgruppen entscheiden, ob es sinnvoller ist diese Tätigkeit ohne Führung selbstorganisiert zu machen oder falls eine Führung nötig ist, selbst im Team bestimmen, wer die Führungsaufgabe in diesem Fall übernimmt. Für mich, der in einer öffentlichen Verwaltung arbeitet und das stark hierarchische Konzept erlebt, ist das eine sehr interessante Vorstellung, das Konzept offener zu organisieren. Welche Firma das ist, war Ju erst nach der Session aus der Nase zu ziehen.
Jugend ohne Chancen in Pforzheim
Zwei Teilgeber:innen gaben einen Einblick in ihre Tätigkeit bei der Initiative Joblinge. Sie stellten vor, auf welche Herausforderungen junge Menschen bei der Berufsfindung stoßen. Das seien insbesondere solche mit Einwanderungsgeschichte und Jugendliche, deren Lebensverlauf nicht gradlinig verlaufen ist. In Ihrer täglichen Arbeit unterstützen sie die jungen Menschen im Bewerbungsverfahren, helfen bei der Qualifizierung und bauen wichtige Kontakte zu den Firmen und dem Handwerk auf. Sie schaffen Verbindungen und vermitteln erfolgreich Auszubildende in die Unternehmen. Als Nebeneffekt werden die Abläufe im Bewerbungsverfahren der Firmen optimiert.
Alternativen zur Monogamie
Zu diesem Beitrag kam ich zu spät, da ich mich auf dem Gang mit jemandem verplappert habe. Ein Teilgeber stellte in der Session seine aktuelle Beziehungssituation vor. Er kommt aus einer monogamen Beziehung und hat in eine Beziehungsform mit mehreren Partnerinnen gewechselt. Er berichtete, was sich dadurch für ihn, die Partnerschaften und das Sexleben geändert hat. Auch welche Herausforderungen das mit sich bringt. Es folgte eine lebhafte und interessierte Fragerunde der Teilnehmerinnen.
Nachhaltiger Onlinehandel
Rudolf Siegle von reuse.me hat uns verschiedene Verpackungsmodelle mitgebracht. Wir konnten in der Session die Modelle anfassen und die Vor- und Nachteile erfahren. Insbesondere der ökologische Fußabdruck jeder Verpackung stand im Fokus. Anschließend stellte er das reuse.me-Konzept, des in Pforzheim ansässigen Start-ups wir.kiste.kreis. vor. Es ist ein spezieller und stabilerer Karton, der mit einer Banderole für den Versand und die Beschriftung umwickelt wird. Nach dem Empfang der Ware, löst die Kundin die Banderole, zerlegt den Karton und macht ihn flach, sodass er leicht transportierbar wird. Diesen Karton gibt die Person dann in einem der teilnehmenden Läden ab. Sogenannten drop-points. Mittels App bekommt die Kundin einen Bonus und eine Gewinnchance auf Rabattcodes. Der Teilnehmende drop-point sammelt die Kartons, gibt sie bei Bedarf erneut aus oder schickt sie an die reuse.me-Zentralstelle. Hierfür bekommt er pro Karton einen Betrag X. Im Anschluss gab es eine lebhafte Fragerunde, die dem Sessiongeber sicher auch einige Anregungen gegeben hat. Einen weiteren Einblick in den Fortschritt des Projektes und die Kartons gibt der YouTube-Kanal des Start-ups.
TechnikSpenden.de
In meiner Session ging es darum, was Du mit älterer, aber noch funktionierenden Geräten, wie Laptop, Smartphone, Tablet tun kannst. Häufig verstauben diese ungenutzt in Kellern, Speichern, Garagen oder bei Firmen in Lagerräumen. Initiativen, wie der Verein Computertruhe nehmen ehrenamtlich solche Geräte in Empfang, löschen die Datenträger, reparieren sie, rüsten sie auf, installieren sie frisch und geben sie frisch gereinigt an bedürftige Menschen oder gemeinnützige Organisationen weiter. Die Initiativen benötigen neben den Geräten auch Leute, die Interesse haben, mitzumachen. Nicole hat das Konzept nach meiner Session, in ihrem Blog ausführlich beschrieben: Laptops spenden und Gutes tun
Barcamp Gesundheit und Nachhaltigkeit, in Esslingen
Mein zweiter Favorit bei den Barcamps ist das Barcamp Gesundheit und Nachhaltigkeit, an der Volkshochschule Esslingen. Es war von 2012 bis 2019 das BleibGesundCamp und wurde dann umbenannt.
Hier gehe ich gerne hin, da mich die Themen und die Menschen dahinter interessieren. Außerdem ist die Atmosphäre schön, Esslingen sehenswert und das Barcamp ist hervorragend organisiert, obwohl das Orgateam nur aus drei Personen besteht. Erik kenne ich über die sozialen Netzwerke und über seine Teilnahme beim Barcamp Rhein-Neckar.
2023 ist es ausgefallen. 2019 und 2022 habe ich teilgenommen. Welche Sessions ich besucht habe, weiß ich noch vereinzelt. Es gibt auf der Website des Barcamps eine Liste der Sessions 2022 und 2019, mit der zugehörigen Session-Dokumentation als PDF-Datei zum Herunterladen.
Ich habe 2019 die Session „Laute & leise Menschen“ angeboten. Hier ging es darum, wie sich leise (introvertierte) Menschen in einer lauten (extrovertiert geprägten) Welt fühlen und besser damit umgehen können.
2022 hielt ich eine Session mit kurzem Vortrag und einer Frage & Antwort-Runde mit dem Titel „Weniger Müll für Einsteiger – frag den Abfallberater.“
Im Rückblick vom BleibGesundCamp 2019 bin ich ab Minute 6:13 zu sehen und gebe meinen Eindruck ab:
Das nächste Barcamp Nachhaltigkeit und Gesundheit #bcng24, ist am 20. und 21. April 2024. Es findet wieder in der Volkshochschule Esslingen statt. Sehen wir uns dort?
Was Du tun kannst
Besuch ein Barcamp (in Deiner Nähe)
Vielleicht konnte ich bei Dir mit diesem Beitrag Interesse für die Teilnahme an einem Barcamp wecken. Falls nicht, ist das Veranstaltungsformat vielleicht noch nichts für Dich. Ich plädiere jedoch dafür, sich darauf irgendwann einmal einzulassen und es auszuprobieren.
Ich kann hier viel über den Ablauf, die Inhalte und die Organisation eines Barcamps schreiben. Jedoch die Gefühle, die bei einem Barcamp aufkommen oder der Barcamp-Spirit, von dem viele sprechen, der lässt sich nur vor Ort erleben.
Du findest eine Übersicht zu den nächsten Barcamps in der barcamp-liste.de.
Ermögliche ein Barcamp mittels Sponsoring
Ein Barcamp kostet Geld und benötigt Kontakte. Du hast Geld, Reichweite oder beides? Perfekt, eine gute Gelegenheit, sich bei einem Barcamp einzubringen. Auch Sachspenden sind oft hilfreich.
Bei den meisten Organisationsteams sind die Hauptaufgaben im Vorfeld das Bekanntmachen des Barcamps und das Finden von Sponsorinnen und Sponsoren. Wie viel und was genau benötigt wird, klärst Du am besten direkt mit dem jeweiligen Team.
Du findest eine Übersicht zu den nächsten Barcamps in der barcamp-liste.de.
Helfe dem Orgateam eines Barcamps
Hat Dich das Barcamp-Fieber erfasst oder magst Du Dich in Deiner Region mit den Orgamenschen verbinden und Dich einbringen? Dann nimm einfach Kontakt mit der überwiegend ehrenamtlichen Barcamp-Orga auf und kläre, ob Du Dich einbringen kannst.
Ein Barcamp bringt vielzählige Einzelaufgaben mit sich. Viele Fähigkeiten werden benötigt. Vorwiegend gibt es Aufgaben, die Du regelmäßig und eigenverantwortlich übernehmen kannst. Einige Aufgaben kommen immer einmal wieder oder sind nur ein- bis zweimal nötig. Zum Beispiel am Barcamptag selbst.
Wichtig ist, dass Du dem vorhandenen Orgateam klar mitteilst, in welchen Bereichen und in welchem zeitlichen Rahmen Du Dich einbringen möchtest. Hilfreich ist auch, ob Du eigenverantwortlich handeln oder ob Du auf Anfrage und mit Anleitung Ding tun möchtest. Menschen sind verschieden. Unstimmigkeiten können so im Vorfeld vermieden werden.
Du findest eine Übersicht zu den nächsten Barcamps in der barcamp-liste.de.
Organisiere selbst ein Barcamp
Gibt es noch kein Barcamp in Deiner Region oder zu einem bestimmten Thema (Beispielsweise Fotografie, Eltern und Kind, Videografie)? Dann könntest Du darüber nachdenken, selbst eines zu organisieren. Möglicherweise gab einmal ein Barcamp und Du kannst die ehemaligen Organisatorinnen wieder aktivieren.
Hier ist wichtig, dass Du Menschen findest, die auch für die Idee brennen und ihr ein Orgateam werdet. Hier sollten mindestens drei Personen fest dabei sein.
Der zweite hilfreiche Schritt ist das Finden eines Vereins oder einer anderen Organisation, die als Dach die Veranstaltung trägt. Dies hilft bei der rechtlichen Absicherung, den Steuern und dem Ausstellen von Rechnungen und Spendenbescheinigungen.
Denn laufen diese Dinge über eine Privatperson oder Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) kann dies Herausforderungen und Aufwände mit sich bringen, die Du nicht unbedingt stemmen möchtest. Genauer gesagt, diese Energie willst Du wahrscheinlich lieber ins Barcamp stecken.
Guten Morgen Valentin,
danke für die Vorstellung dieses tollen Projekts. Ich hab noch nie von Barcamps gehört, aber allein beim Lesen hatte ich totale Lust mal an einem Barcamp teilzunehmen. Ich bin richtig begeistert von der Idee und habe auch gleich meiner Frau davon erzählt.
Danke für die Inspiration.
Liebe Grüße
Anja