Ich war das erste Mal in meinem Leben auf dem Sommertagszug in der Altstadt Heidelbergs. Aus meiner Kindheit in Heidelberg-Kirchheim kenne ich diesen Brauch sehr gut. Hauptsächlich Kinder, Familien und Vereine vertreiben dabei den Winter. Der Zug besteht aus Menschen mit bunten Sommertagsstecken, einigen geschmückten Wägen und Musikkapellen.
Die Sommertagsstecken sind Stäbe aus Holz an deren Spitze eine süße Hefebrezel, mit einem ausgeblasenen Ei steckt. Der untere Teil des Steckens ist mit bunten Papierstreifen geschmückt, die in Schleifen gelegt werden. Im Internet gibt es bestimmt Bastelanleitungen dafür.
Früher wurden diese in den Schulen gebastelt. In der Altstadt haben traditionelle Bäckereien welche im Angebot. Die verzierten Stäbe werden während des Umzugs in der Hand gehalten und vor sich her getragen. Die Frau auf dem dem Titelbild dieses Beitrags trug einen der wenigen fast vollständigen Sommertagsstecken den ich gesehen habe. Zu einem vollständigen Stecken gehört noch ein Buchsbaumbüschel dazu. Früher wurde noch ein Apfel angebracht. Diese Kombination soll die Fruchtbarkeit des Sommers symbolisieren.
Mit Liedern wie „Strih, Strah, Stroh der Sommerdag is doh“ und „Winter Ade!“ wird gemeinsam durch die Straßen gegangen, um dann auf dem Marktplatz den Winter symbolisch zu verbrennen. Häufig führen hiesige Tanzsportgruppen oder Schulklassen passende Tanz- und Theaterstücke auf. Gefeiert und eingeläutet wird bei diesesm Brauch der Sieg des Sommers gegenüber dem Winter.
Folgend findest Du mein Fotoalbum des Umzugs durch die Altstadt. Ich begann die Aufstellung in der St. Anna-Gasse einzufangen, fotografierte später kurz vorm Uniplatz in der Hauptstraße und schließlich bei der Verbrennung des Winters auf dem Marktplatz:
Der Sommertagszug in der Altstadt hat mich tatsächlich von Seite der Bürgerinnen und Bürger etwas enttäuscht. Es gab vergleichsweise wenige Teilnehmende und am Rand des Umzugs kaum Gäste. Lediglich die Veranstaltung am Marktplatz war gut besucht. Hier könnten sich Schulen, Kindergärten und Inititativen engagieren, um den Brauch zu beleben und farbenfroh zu gestalten.Hier bin ich beispielsweise aus dem Stadtteil Kirchheim anderes gewöhnt.
Ein Brauch kann nur bestehen, wenn wir ihn Jahr für Jahr leben, mit Herz dabei sind, dies für alle schön machen und die Tradition an die Folgegeneration weitergeben. Sonst könnte man in Zukunft auf die Idee kommen den Zug abzuschaffen. Schließlich ist das für die Stadt Heidelberg ein großer Aufwand die Veranstaltung zu organisieren. Die folgende Fotosammlung zeigt und gibt Anregungen, wie bunt und farbenfroh ein Sommertagsumzug sein kann: