Es gibt ihn – den künstlerisch gestalteten Stromkasten in Heidelberg. Einen, der das Stadtbild schmückt und verschönert. Ich habe den Wunsch, dass er sich vermehrt. Und das hat er in diesem Jahr getan!
Die Basis dafür bilden die Stadtwerke Heidelberg, die auf Anfrage einzelne Stromkästen freigeben, sowie Künstlerinnen und Künstler, die im Rahmen des Metroplink-Festivals einige Kästen gestaltet haben.
Erzählt hat mir das Sabine Hannak, die Besitzerin des justb Tattoo und Bodyart in der Haspelgasse. Sie hatte ich beim Verzieren des Stromkastens vor dem Bauhaus an der Kreuzung getroffen, siehe Titelfoto. Als ich sie beim Malen sah, hatte ich einen echten WOW-Effekt.
Denn es ist schon lange mein Wunsch, dass die Heidelberger Verteilerkästen aus dem Grau in Grau kommen. Viele sind überaus hässlich, beschmiert oder mit Plakaten und Aufklebern beklebt.
Hier im Blog habe ich 2013 über den Spongebob-Stromkasten berichtet, der Dir entgegenlacht, wenn Du von der Altstadt nach Schlierbach fährst.
Sabines Stromkasten am Bauhaus soll zum Nachdenken anregen und vermittelt eine Botschaft. Ein Maya-Mädchen (mexikanisches indifena) steht im Mittelpunkt der Zeichnung und soll für die ursprüngliche Lebensweise, aber auch das Aussterben der Ur-Völker und der alten Kulturen und des Wissens um die Natur stehen. Stellvertretend steht sie für die nächste Generation, die mit einem vermüllten und ausgebeuteten Planeten leben muss. Das Bild stehe für den Gegensatz von Nachhaltigem wirtschaften und der Ausbeutung des Planeten.
Neben dem Mädchen ist die chemische Formel von Glyphosat, Gen-Mais und Bienen zu sehen. Sabine möchte damit auf die Zustände in der Nahrungsmittelindustrie aufmerksam machen.
Glyphosat ist eines der meist eingesetzten Pestizide in der Landwirtschaft. Unter den Monokulturen, Gen-verändertem Saatgut und modernen Anbaumethoden sollen nicht nur Insekten, sondern auch Menschen leiden. Sie seien von Missbildungen und Erkrankungen durch industrielle Landwirtschaft betroffen.
Einen weiteren Stromkasten habe ich am Bismarckplatz beim Hotel Panorama entdecken können. Er ist komplett aus Zigarettenkippen gestaltet. Von weitem war das so nicht zu erkennen, aus was die Verzierung genau besteht. Doch beim Näherkommen wird es schnell deutlich: Das, was wie Holzstäbchen aussah sind Zigarettenstummel. Seitlich steht der Schriftzug „Alles nur Fassade“.
Mehrere zusammenhängende Kästen sind schon 2015 zwischen Adenauerplatz und Stadtgarten malerisch gestaltet worden. Sie sind in Grün gehalten, teilweise mit Heidelberger Sehenswürdigkeiten als Motiv gestaltet und haben viele märchen- und feenartige Elemente.
Der vierte Ort der Gestaltung ist in der Grabengasse zwischen Uniplatz und Marstall. Hier streckt Dir ein buntes Chamäleon die Zunge entgegen.
Bei den anderen Kästen am Hauptbahnhof, in der Friedenstraße und der Hardtstraße bin ich mir nicht sicher, ob sie im Rahmen des Festivals entstanden sind. Der Vollständigkeit sind sie hier genannt.
Aktiv werden: Mach Dir selbst Deinen Stromkasten schön
Ich habe Sabine gefragt, was es kosten würde die beiden hässlichen Stromkästen am Anfang meiner Straße in etwas hübscheres zu verwandeln. Außerdem wollte ich von ihr wissen, wie der Ablauf der Beantragung bei Stadtwerken und Behörden ist. Möglicherweise gibt es ja auch städtische Auflagen für eine künstlerische Gestaltung im öffentlichen Raum.
Sabine hat mir auf meine Anfrage geantwortet. So wie es aussieht, gibt es keinen generellen Ablauf für die Beantragung der malerischen Gestaltung der Stromkästen.
Die Kosten sind mit 200-350 Euro für Privatpersonen überschaubar. Diese teilen sich auf in Kosten für Material und Farbe und in die Arbeitszeit der Künstlerin. Je nach Motiv und Größe der Gestaltung sei sie mitunter einen ganzen Tag beschäftigt.
Ich werde nun einmal nach einem Motiv suchen und schauen ob ich die Nachbarn begeistern kann und wie viel ich bei ihnen zusammenkratzen kann.
Lieber Valentin,
Danke für deine schöne Rückmeldung! Drei der oben gezeigten Stromkästen sind tatsächlich im Rahmen des Metropolink-Festivals 2016 durch den studentischen Kunstverein Art van Demon e.V. entstanden: Der Stromkasten von Biene, das Chamäleon an der Marstallmensa und auch der „Alles nur Fassade“ Stromkasten. Desweiteren gibt es übrigens auch eine „Polnische Katzen-Madonna“ auf Goldgrund am Hauptbahnhof und den „WehrWolf“ am Wehrdamm auf der anderen Neckarseite vom Karlstorbahnhof.
Mehr Infos findest du auf unserer Website (www.artvandemon.de) und unserer facebookseite.
https://www.facebook.com/artvandemon/
Als kleiner Tipp für dein Projekt, alle „SWH“ Stromkästen sind von den Stadtwerken, die sind sehr kooperativ in der Zusammenarbeit, sonst stehen auf den einzelnen Kästen auch die anderen teils privaten Besitzer (Post, Siemens etc.). Viel Erfolg!
Liebe Grüße,
Lea
wow
das finde ich ja super..
die ollen Dinger sehen wirklich nicht schön aus
und so werden sie zum Hingucker
liebe Grüße
Rosi
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