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Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade: „Gemeinsam Großes bewirken
– für Projekte, die die Welt ein Stückchen besser machen“. Teilnehmende Artikel.
Heute am Samstag habe ich um 12 Uhr einen Termin. Frisch geduscht stehe ich mit meinem Lastenrad pünktlich am Hintereingang eines großen, nein eher eines riesigen, modernen Supermarktes. Foodsaver:innen sind pünktlich und zuverlässig. Die Regeln sind streng und die Abholenden daher professionell und koordiniert. Die kooperierenden Firmen schätzen das.
Ich habe mich bei Foodsharing zur Abholung von Lebensmitteln für diesen Betrieb heute eingetragen. Der Betrieb hat eine Kooperation mit Foodsharing. Dreimal pro Woche holen ehrenamtliche Foodsaver hier regelmäßig und zuverlässig Lebensmittel ab. Sie retten Lebensmittel, die sonst einfach so in der Abfalltonne landen würden.
Die Zielsetzung von Foodsharing ist der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken und damit zum Schutz unserer Umwelt beizutragen.
Fragen und Antworten
Foodsharing
Warum machen die Firmen mit?
Für die kooperierende Firma hat dies den Vorteil eines guten Gewissens, da sie weniger Lebensmittel wegwerfen. Außerdem spart sie Kosten für die Entsorgung. Einige Firmen waschen sich damit ihre ökologischen Auswirkungen grün. Besser wäre es, wenn die Firmen ihre Abläufe optimieren, sodass kaum Lebensmittelabfälle entstehen.
Bis heute ist das sogenannte Containern nicht als legal anerkannt. Also sich Zugang zu Abfallbehältern zu verschaffen und dort Lebensmittel zu retten. Eine Kooperation zwischen Firma und gut organisierten Abholer:innen ist da nur die logische Weiterentwicklung zum Containern.
Was passiert mit den geretteten Waren?
Die Foodsaver teilen die abgeholten Waren unter sich auf, verbrauchen sie selbst, geben Dinge an andere weiter. Auch sogenannte Fairteiler können Orte sein, die dafür genutzt werden. Das sind öffentlich zugängliche Regale, ähnlich wie Bücherschränke, nur für Nahrungsmittel.
Kann ich damit meinen Kühlschrank füllen?
Na klar, kannst Du das. Bitte bedenke jedoch Folgendes:
- Foodsharing nicht die reine Abholung. Es gibt noch weitere Aufgaben, die zur Abholung dazu gehören. Ohne deren Erledigung und Deine Unterstützung ist Foodsharing nicht möglich. Ein paar der Aufgaben habe ich am Ende dieses Beitrags aufgelistet.
- Die Mengen unterscheiden sich sehr. An einem Tag gibt es zu viel abzuholen, an anderen fast gar nichts. Du kannst Dich also nicht darauf verlassen, dass der Kühlschrank voll ist.
- Es gibt keinen Anspruch darauf, das abzuholen, was Du essen magst. Die geretteten Lebensmittel werden nach der Abholung gleichmäßig verteilt.
- Der Einkauf ist teuer, jedoch für Dich wesentlich entspannter.
Ist das so ein soziales Ding?
Das Ganze ist unabhängig vom Einkommen oder dem sozialen Status. Es geht rein um das Vermeiden von Lebensmittelabfällen und das Verwenden von Lebensmitteln, die noch genießbar sind.
Insgesamt geht es um Umweltschutz. Lebensmittelverschwendung vernichtet Ressourcen, die zum Anbau, der Herstellung und dem Transport von Lebensmitteln bereits eingesetzt wurden.
„Das Hauptziel von foodsharing ist, die Verschwendung der kostbaren Ressourcen auf der Erde zu verringern. Dafür wollen wir Aufmerksamkeit auf die Lebensmittelverschwendung richten und diese eindämmen. Außerdem wollen wir dafür sorgen, dass bereits produzierte Lebensmittel nicht weggeworfen, sondern genutzt werden.“
wiki.foodsharing.de
Aber dann bekommen die Tafeln weniger
Die Tafeln arbeiten seit Langem mit Foodsharing gemeinsam gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Foodsharing ist daher keine Konkurrenz für die Tafeln. Die Tafel hat Vorrang bei der Abholung. Foodsharing holt bei Unternehmen ab, die nicht mit der Tafel zusammenarbeiten oder wenn die Abholmengen groß sind. Die Tafel darf auch keine Waren ausgeben, deren Haltbarkeitsdatum überschritten ist.
Jetzt habe ich hier alles mit den ganzen Foodsharing-Grundlagen vollgeschrieben. :–)
Also, wir sind heute zu viert bei der Abholung und das ist in diesem Fall auch nötig. Häufig sind mehr als 50 Kilo Lebensmittel abzuholen. Heute sind es überwiegend Obst und Gemüse. Dabei sind unter anderem Salat, Karotten, Paprika, Sellerie, Spargel, Kartoffel, Avocado, Bananen, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Nektarinen, Pfirsiche, Erdbeeren, Trauben.
Die Waren wurden vom Supermarktpersonal aussortiert, weil im Netz oder der Packung ein Teil nicht mehr gut ist. Beispielsweise, weil es schimmlig, faul ist oder eine Druckstelle hat. Für die Firma scheint es sich nicht zu lohnen, Menschen zu beschäftigen, die die Waren auspacken und sortieren.
Nicht mehr genießbaren Stücke und Waren mit abgelaufenem Verbrauchsdatum sortieren wir direkt vor Ort in die Mülltonne aus. Dadurch, dass wir die Waren aus ihren Kunststoffverpackungen auspacken, tragen wir noch zur Mülltrennung bei. Die Produkte würden sonst, so verpackt wie sie sind, als Ganzes in die Speisereste- oder Restabfalltonne wandern.
Häufig sehen die geretteten Lebensmittel nicht mehr so gut aus, wie auf diesen beiden Bildern. Oft hat das Obst und Gemüse braune Stellen, ist schon schmierig oder schimmlig. Hier musst Du bereit sein, Dich auf nicht angenehme Gerüche einzulassen und beim Aussortieren die verdorbenen Stücke anzufassen. Es ist anzuraten, Handschuhe dabei zu haben.
An manchen Tagen gibt es vereinzelt Kühlware. Sie ist kurz vor dem Ablauf des Haltbarkeitsdatums oder wurde aus anderen Gründen aussortiert. Zum Beispiel wegen einer nicht mehr hübschen Verpackung, fehlender Umverpackung oder Ware, bei der die Einhaltung der Kühlkette unklar ist.
Dann gibt es völlig intakte Waren, die einfach zu viel gekauft wurde oder aus dem Programm genommen werden. Für sie ist nicht genügend Platz im Supermarkt. Oft sind diese noch über Monate haltbar. Hier ist meist das Problem die Menge. Zwei bis drei Packungen Couscous kann jede:r irgendwie verschaffen. Bei zwei Paletten wird es schon schwierig.
Der heute kleinste Teil sind gut haltbare Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits überschritten ist. Es sind Packungen von Linsen und Couscous.
Nach der Abholung räumen wir auf, hinterlassen einen sauberen Abholplatz, schätzen die Menge und hinterlassen einen entsprechenden Eintrag im Protokoll. Anschließend gehen wir an einen anderen Ort, unabhängig und entfernt vom Supermarkt und teilen unsere Abholung unter uns auf. Insgesamt haben wir eine Stunde ehrenamtlich gearbeitet und eine große Menge Lebensmittel vor dem Abfall gerettet.
Danach geht es mit der Arbeit los: Die geretteten Lebensmittel müssen verteilt, eingekocht, eingefroren, weitergegeben oder die Aufteilung anderweitig organisiert werden.
Schließlich sollen die Lebensmittel verwertet werden und nicht als Müll in der Tonne landen, weil ich es nicht geschafft habe, sie rechtzeitig vor dem Verderben aufzuessen. Es ist also nicht mit der reinen Abholung getan. Zum Beispiel 50 Kilogramm Kartoffeln, 30 Kohlrabi oder 20 Salatköpfe wollen verteilt werden.
Du hast Interesse, Dich bei Foodsharing zu engagieren?
Das ist großartig. Neben dem eigentlichen Retten von Lebensmitteln gibt es regelmäßig Aufgaben, wo Du Deine Fähigkeiten einbringen oder Dich ausprobieren und weiterbilden kannst. Folgend ein kleiner Auszug:
In den meisten Foodsharing-Teams gibt es regelmäßige Treffen, diese sind zu koordinieren, zu moderieren und zu protokollieren. Es gibt Menschen, die neue Footsaverinnen begrüßen und für die ersten Schritte „an die Hand nehmen“. Es gibt Menschen, die sich für die Öffentlichkeitsarbeit oder Bildungsarbeit engagieren, welche, die bei Regelverstößen, Konflikten und Auseinandersetzungen aktiv werden und es gibt Menschen, die die Website um neue Funktionen erweitern oder die Seite in andere Sprachen übersetzen. Außerdem gibt es Menschen, die sich um die Sauberkeit der Fairteiler bemühen oder das Lastenrad instand halten.
Also zahlreiche Aufgaben, in der bestimmt auch Du eine für Dich finden kannst, sofern Du Dich bei uns wohlfühlst. Viele der Aufgaben lassen sich auch mit anderen aufteilen, sodass Du Dich entsprechend Deiner zeitlichen Ressourcen einbringen kannst.
Lebensmittelretten mit Foodsharing und Mediation …
https://www.vbachem.de/projects/foodsharing-mediationsteam