Letztes Jahr ist in Heidelberg, in der Theaterstraße ein Junge bei einem tragischen Unfall tödlich verletzt worden. Die regionale Presse hat ausführlich darüber berichtet. Die Gemüter haben daraufhin große Wellen geschlagen. Stadtteilvereine, Verkehrsplaner, die Stadtverwaltung, Kinderbeauftragte, Gemeinderäte, … haben sich im gesamten Stadtgebiet damit beschäftigt, wie Schulwege und die Orte in unmittelbarer Nähe der Einrichtungen für Kinder und Jugendliche sicherer werden können. Dabei habe man festgestellt, dass Fahrzeuge vor Schulen, Kindergärten und in Spielstraßen nach wie vor schneller als 7 km/h fahren sollen.
Ich halte es für sinnvoll, dass man Schulwege kritisch betrachtet und wirkliche Gefahren effektiv vermindert oder entfernt. Für mich ist das „Mumpitz“, wenn Dinge aus dem Lebensbereich wie etwa ein Briefkasten oder Abfallcontainer entfernt werden, nur weil sich dadurch der Verkehr in der Straße geringfügig erhöhen könnte. Während sich nebenan ein Bäcker und eine Bank befinden, die neben der Schule 70 % des Verkehrsaufkommens in der Straße verursachen.
Weitaus wichtiger erachte ich, dass wir Erwachsene dazu übergehen, das Auto öfter stehenzulassen. Insbesondere in der Altstadt lohnt es sich, Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Kindern sollten wir das Wissen und die Fertigkeiten mitgeben, um sich in der eigenen Stadt zu orientieren und mit den Gefahren des Alltags und der Straße sicher umzugehen.
Besonders schön finde ich die Initiative von Barbara Hollborn, die Schilder für die Spielstraßen und Fußgängerzonen gemalt hat. In der Weststadt waren davon einige zu sehen. Darauf zeigen Kinder ein Schild mit dem Hinweis, dass hier 7 km/h als Maximalgeschwindigkeit gilt. Einige dieser Schilder haben es auch in die Altstadt geschafft.
Als ich die Fotos der Theaterstraße gemacht habe (siehe unten) sind innerhalb von fünf Minuten ein Lkw, ein Lieferwagen und ein Bus durch die Straße gefahren. Diese Fahrzeuge gehören zu unserem Lebensumfeld und das unserer Kinder. Je früher sowohl die Kinder als auch die Fahrer*innen solcher Fahrzeuge lernen, aufeinander zu achten und die Sinne für Gefahren geschärft werden, desto sicherer sind alle Menschen in jedem Alter!
Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die nur im Auto von zu Hause bis vor die Schule gefahren werden, eben kaum Verkehrserziehung erfahren und sich schlechter bis gar nicht im urbanen Raum orientieren können.
Der folgende Hörbeitrag der Sendung SWR2 Wissen erklärt kurzweilig und eindrucksvoll in 28 Minuten, warum es wichtig ist, dass Kinder selbst den Weg zur Schule gehen und wie Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen dieses Wissen sinnvoll vermitteln können:
Training für den Straßenverkehr
13.05.2017 | 28 Minuten | Sicher unterwegs | Mit den Eltern im Auto direkt vor die Schule: So verlieren Kinder wichtige Erfahrungen im Straßenverkehr: ihr Bewegungsradius wird immer kleiner. Da hilft nur Mobilitätserziehung.
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