Unterwegs

Reduzierte Preise im Supermarkt …

Neun App-Logos in einem Ordner auf dem Smartphone: Lidl, Penny, Netto, Rewe, Rossmann, dm, Edeka, Kaufland und Müller.

… aber nur mit der App

Zusammenfassung – tl;dr

Supermarkt- und Drogerieketten machen zunehmend günstige Angebotspreise, die nicht von allen Menschen gleichermaßen genutzt werden können, ohne ein digitales Gerät zu nutzen oder Konsumdaten weiterzugeben.

Dies sieht nach einer Benachteiligung von Menschen aus, die ohne Smartphone leben oder denen Ihre Daten und Privatsphäre wichtig sind.

Wer kein Smartphone mit aktivierter App, keine Internetverbindung oder einen leeren Akku hat, kann nicht sparen. Stattdessen wird die Person durch die hervorstechenden Angebote angeregt, die Dinge zu einem höheren Preis zu kaufen.

Bearbeitung: Es geht nicht um Kundenkarten oder Payback in diesem Beitrag.

Digitale Preisdiskriminierung im Supermarkt

Beim Einkauf im Supermarkt begegnet mir fast in jedem Markt eine neue Form der Rabattgestaltung: Auf den Preisschildern werden attraktive Angebote beworben, doch der günstigere Preis ist nur für Kundinnen und Kunden verfügbar, die eine App des Supermarktes nutzen. Jede Kette hat ihre eigene App.

Angebotspreise auf einem roten Ettikett. Apfelschorle 0,5 Liter kostet regulär 0,39 € und mit App 0,29 €. Sechs mal 0,5 Liter kosten regulär 2,34 € und mit App 1,74 €.
Preisschilder mit Hinweis auf einen reduzierten Preis, der nur bei Nutzung der App gilt.

Zusätzlich wird häufig ein Gesamtrabatt auf den Kauf, etwa 10 Prozent, angepriesen, wenn bei der Bezahlung ein Code der App eingescannt wird. Wer die App nicht nutzt oder seine Daten nicht preisgeben möchte, zahlt den höheren Preis.

Diese Praxis halte ich für fragwürdig und sie diskriminiert bestimmte Gruppen von Menschen. Hier wünsche ich mir ein Einschreiten der Verbraucherzentralen und des Gesetzgebers.

Mehrere Coupons und Ersparnisse werden aufgelistet. Insgesamt wurden 6,54 € gespart. Die Zwischensumme beträgt 32,99 €.
Ersparnis auf dem Kassenzettel.

Ich halte App-exklusive Rabatte für problematisch

Menschen, ohne Smartphone, können Preise nicht in Anspruch nehmen

Nicht jeder Mensch besitzt oder nutzt ein Smartphone. Ältere Menschen, Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten oder Personen, die bewusst offline leben möchten, werden durch diese Praxis benachteiligt.

Sie haben keine Möglichkeit, die Rabatte in Anspruch zu nehmen, obwohl sie Kundinnen und Kunden sind wie alle anderen.

Was mir im ersten Blick nicht aufgefallen ist: Die Gruppe der Menschen, die davon ausgeschlossen ist, ist noch deutlich größer. Menschen, die aufgrund körperlicher Einschränkung nicht in der Lage sind, die App zu bedienen oder denen es aufgrund des Alters nicht erlaubt ist, sind ebenso von günstigen Preisen ausgeschlossen. Das trifft Menschen mit Sehschwierigkeiten, kognitiven Einschränkungen, Lernproblemen, wie auch Kinder und Jugendliche.

Kopplung von Rabatten an Datenweitergabe

Um den Rabatt nutzen zu können, geben Kundinnen und Kunden ihre persönlichen Konsumdaten preis. Diese Daten werden von Unternehmen gesammelt, analysiert und oft für gezielte Werbung oder sogar den Weiterverkauf genutzt. Wer sparen will, gibt die Privatsphäre auf – ein inakzeptabler Handel.

Der Kukez-Blog hat heute die Datenschutzthematik bei den Einkaufs-Apps in einem eigenen Artikel behandelt: Wie Einkaufs-Apps unser Verhalten und unsere Gesellschaft verändern

Am 24. Februar, 13 Uhr, bietet das Projekt Digital-Kompass eine Videokonferenz zum Thema: Bonus-Apps – Sparen oder Datenschutz?

Der Einkauf wird stressiger für die Menschen

Der Einkauf mit einer App macht den Einkauf für viele Menschen deutlich umständlicher und zeitaufwendiger.

Sie müssen sich mit technischen Herausforderungen auseinandersetzen, Updates installieren und sich in Konten anmelden, deren Passwörter sie meist nicht parat haben.

Zudem ist es erforderlich, im Supermarkt das Smartphone griffbereit zu haben. Die Abhängigkeit von einer funktionierenden Internetverbindung und der Akkulaufzeit kann zusätzlich belasten.

Wenn ich sparen möchte, kann ich nicht einfach aufs Geratewohl, mit dem Einkaufszettel und Einkaufslaune einkaufen gehen. Der Drang zur App-Nutzung und das Aktivieren von Coupons und Gutscheinen verschlechtert mein Einkaufserlebnis deutlich.

Irreführung durch Werbung

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen an der Kasse an, dass der beworbene Preis für alle gilt, und bemerken erst beim Bezahlen, dass sie die Angebotspreise nicht bekommen und dadurch mehr zahlen müssen. Das könnte irreführende Werbung sein, sofern nicht sichtbar und deutlich genug auf die Bedingungen hingewiesen wird.

Vorhandene gesetzliche Vorgaben

Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verbietet irreführende Werbung. Wenn ein Preisnachlass nicht klar als App-exklusiv gekennzeichnet ist, könnte das bereits eine Rechtsverletzung sein. Ein explizites Verbot, Rabatte an Datenweitergabe oder App-Nutzung zu koppeln, gibt es bisher nicht.

Wünsche an die Gesetzgebung

Um digitale Preisdiskriminierung zu verhindern, wären folgende Maßnahmen hilfreich:

  • Verbot der Koppelung von Rabatten an Datenweitergabe – Supermärkte dürfen Rabatte nicht an die Nutzung einer App oder die Preisgabe persönlicher Daten binden.
  • Gleichberechtigter Zugang zu Angeboten – Wer einkauft, muss unabhängig von seinem technischen Gerät oder seiner Datenschutzentscheidung die gleichen Rabatte erhalten können.

Fazit: Faire Preise, die allen zugänglich sind

Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass beworbene Preise für alle gelten – unabhängig von ihrem technischen Zugang oder ihrer Datenschutzpräferenz. App-exklusive Rabatte führen zu einer ungleichen Behandlung der Menschen und schaffen unnötige Hürden beim Einkauf.

Dies kann den Stress im Alltag erhöhen, da Verbraucherinnen und Verbraucher gezwungen sind, sich mit zusätzlichen technischen und organisatorischen Herausforderungen auseinanderzusetzen.

Der Gesetzgeber sollte aktiv werden, um digitale Preisdiskriminierung zu unterbinden und faire Bedingungen für alle zu schaffen.

Deine Meinung

Was denkst Du? Sollten Unternehmen solche App-exklusiven Rabatte weiterhin anbieten dürfen oder braucht es strengere Regeln? Nutze die Kommentarfunktion oder Dein Profil im Fediverse, um hier zu antworten.

Autor

Ich bin Heidelberger, bin in den Bereichen IT und Klimaschutz zu Hause, fotografiere und meine Berufung liegt im Verstehen von Konflikten (Mediation). Ich schreibe auf meinen Weblog über Dinge, die mich bewegen und die Region um Heidelberg.

2 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

  1. audin webman sagt:

    @blog Finde ich absolut legitim. Aus meiner Sicht sind es keine Rabatte, sondern die Entlohnung für die preis- und weitergabe meiner persönlichen Daten. Gib mir deine Daten über dein Einkaufsverhalten, laß mich die für dich verwerten und veräußern, dafür bekommst du eigentlich betrag X, weil es sich aber für uns mehr lohnt, wandeln wir das in Rabatte für dich um 8die du nicht alle in Anspruch nimmst). Genauso könnte man fordern: Verbietet Mengenrabatt ab x-Stück. Dadurch werden menschen, die nur ein Stück kaufen benachteiligt.

    1. Valentin sagt:

      Danke für den Impuls. So kann eins auch den Blick auf die Sachlage werfen. Mit Blick durch diese Brille wirkt die Thematik völlig entspannt. Für die eigene Psychohygiene ist das vermutlich auch der sinnvollere Blickwinkel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert