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Ich bin Fernbus gefahren. Das erste Mal. Bisher nahm ich für diese Reise immer die S-Bahn, da die Fahrt in meiner „Zeitkarte“ enthalten ist.
Da die Strecke per Fernbus einfacher und schneller zu erreichen sein soll und mich die Fahrt mit den Fernbussen interessierte, habe ich den Bus gewählt.
Bis auf die unübersichtliche Fernbus-Situation am Hauptbahnhof in Heidelberg war die Tour mit dem Fernbus, trotz eines Staus kurz vor Neckarsulm und dem Zeitweise nicht funktionierenden Internet angenehm und kurzweilig.
Im folgenden Beitrag vergleiche ich die Fahrt per Bahn und Fernbus für unterschiedliche Reisetypen. Besonders in umständlich zu erreichenden Verbindungen, wie beispielsweise Heidelberg – Fürth kann sich die Wahl eines Fernbusses durchaus lohnen:
Verbindung
- S- und Regionalbahn: Umsteigen in Osterburken und Würzburg. Dauer: 3:51 h. Preis: 44 Euro. 0 Euro, wenn es im Semester-, Regional- oder Jobticket enthalten ist.
- IC, EC und ICE: Umsteigen in Frankfurt und Nürnberg. Dauer: 3:30 h. Preis: 33-55 Euro.
- Flixbus: Zwischenstop in Neckarsulm. Dauer: 3:00 h, sofern kein Stau. Preis: 11-15 Euro. Plus Bahnfahrt nach Fürth 5-10 Minuten. Preis: 3,00 Euro.
Übersicht der Preise und Verbindungen, aus der Smartphone-App des jeweiligen Anbieters:
Fahrzeit und Qualität der Fahrt
Die Fahrzeit der Reise ist mit allen Verkehrsmitteln ähnlich lang. Das Preis-Leistungsverhältnis ist beim Fernbus am Beispiel dieser Verbindung deutlich besser, als das der Regionalbahn oder Fernzüge.
Vom Sitzkomfort her gibt die Bahn deutlich mehr Raum. Insbesondere bei der Sitzbreite, der Beinfreiheit und der Möglichkeit aufzustehen und sich die Beine zu vertreten.
Den kleinen Ausklapptisch finde ich beim Bus sehr angenehm. Hier ist Platz für Lesestoff, ein Vesper und ein Getränk oder ein Tablet. Bei der Bahn gibt es dagegen nur in manchen Zügen oder in den Fernzügen Plätze mit Tisch.
Umweltaspekte
Wenn ich mit Bus und Bahn unterwegs bin, befinde ich mich vom CO²-Ausstoß und weiteren Emmissionsdaten in einem Bereich, den ich gegenüber der Reise mit einem Flugzeug oder als Einzelner in einem PKW deutlich unterschreite. Einen grobe Übersicht gibt die folgende Tabelle des Handbuchs für Emissionsfaktoren vom Umweltbundesamt:
Aber der Fernbusverkehr sei laut Umweltbundesamt auch kritisch zu betrachten. Möglicherweise trage der günstige Preis beim Fernbus dazu bei, dass Fahrten gemacht werden, die unnötig seien oder sonst nie gemacht würden. Ebenso sei davon auszugehen, dass der Preis Menschen von der Bahnfahrt zur Fahrt mit dem Bus brächte. Dann könnte das wieder mehr Auswirkungen auf Verkehr, Abgas- und Lärmbelastung und die Versiegelung von Flächen haben.
Wenn Du Dich näher dafür interessierst, kannst Du beim Umweltbundesamt näheres erfahren. Beispielsweise unter „Sind Fernlinienbusse umweltfreundlich?“ und „Welche Umweltwirkungen gehen vom Fernlinienbus aus?„
Bei der Buchung eines Fernbustickets bei Flixbus kannst Du angeben, dass Du eine Ausgleichsabgabe für den Erzeugten CO² Fußabdruck zahlen möchtest – der sogenannte „Klimaschutzbeitrag„. Er beträgt 1-3% des Preises und wird pro Kilometer berechnet. Mit diesem Beitrag sollen mehrere ausgleichende Maßnahmen und Aspekte unterstützt werden. Hier muss ich darauf vertrauen, dass dies auch geschieht. Ob dies in irgendeiner Form kontrolliert wird, konnte ich nicht heraus finden.
Was spricht für den Bus?
Klare Pluspunkte beim Bus sind die Serviceleistungen. Insbesondere der Stauraum für Gepäck, die unkomplizierte Fahrradmitnahme, ein kostenloser Internetzugang, Steckdosen, eine kostenlose Mediathek mit Filmen, Serien und Musik versüßen die Fahrt:
Das Gepäck
wird vor dem Einstieg in den Bus in das große Gepäckfach verstaut. Bei meinen Fahrten war jeweils noch sehr viel mehr Stauraum vorhanden. Bei einer Fahrt mit dem Flixbus sind zwei Gepäckstücke plus Handgepäck inklusive.
Das heißt ich hätte zwei Koffer mit 30 kg und einen Rucksack bis 7 kg mitnehmen können. Bei der Bahn ist das ebenso möglich. Allerdings dürfte ich das Gepäck mit mir herum schleppen und es würde, da dieses eher nicht ins Gepäckfach passen würde auf dem Gang stehen. Dort würde es Reisende behindern oder gar einen ganzen Platz belegen.
Das Fahrrad
wird wie das Gepäck vor dem Start der Reise eingeladen. Es findet hinten am Bus auf einer Schiene mit Sicherung einen sicheren Platz. In der Bahn kann ich mit dem Rad nur in Waggons mit ausgewiesenen Fahrradstellplätzen einsteigen und muss in der Nähe des Rads sitzen oder im Zweifel stehen. In Fernzügen gibt es aktuell noch keine Möglichkeit der einfachen Mitnahme eines Fahrrads.
Internet und Mediathek kostenlos
Der Flixbus hat ein drahtloses Internet, mit dem Du Dich per WLAN mit Deinem Gerät (Smartphone, Tablet oder Laptop) ohne größere Registrierung verbinden kannst. Die Verbindung ist nicht sehr schnell, reicht aber völlig für Internetrecherchen, Soziale Netzwerke, E-Mail oder Messenger.
Auf meine Hinfahrt gab es das Problem, dass keine Internetverbindung verfügbar war und das ausgerechnet in einem Stau:
Was mir sehr gefallen hat war die Mediathek, die angezeigt wird, nachdem Du Dich erfolgreich mit dem WLAN des Busses verbunden hast. Dort gibt es Filme, Serien und ein Musikangebot, das Du auf Dein Gerät übertragen (streamen) kannst.
Die Medien sind auf einem System im Bus gespeichert. So kannst Du selbst Filme ruckelfrei schauen, auch wenn das Internet gerade nicht zur Verfügung steht. Beim Schauen eines Films geht auch die längste Reise vorbei wie im Flug. Staus bemerkst Du im Zweifel überhaupt nicht, je nachdem wie spannend das Gesehene ist. Auf der Hinfahrt habe ich mir Narnia Teil 3 angesehen, auf der Rückfahrt war es irgendeine Actionkomödie.
Das ist ein schöner Service, den ich mir bei der Bahn auch wünsche. Ich frage mich, warum sie das nicht schon seit Jahren im Portfolio hat.
Steckdosen!
In der heutigen Zeit tragen wir Geräte mit uns herum, die sehr stromhungrig sind. Insbesondere wenn wir Filme schauen, im Internet surfen oder die Mobilfunkmasten häufig wechseln ist der Akku ruckzuck leer.
Die Bahn bietet momentan nur in Fernzügen Steckdosen an. Im Bus gibt es fast an jedem Platz eine Steckdose. Hier ist eine Mehrfachsteckdose hilfreich, denn es gibt nur eine Dose für zwei nebeneinander liegende Plätze.
Reisearten
Schlafende und Bücherwürmer
Du bist jemand, der schon nach den ersten Kilometern der Fahrt schläft? Oder jemand, der sich während der Fahrt intensiv der Lektüre widmet? Dann bist Du mit dem Fernbus wahrscheinlich komfortabler unterwegs als mit der Bahn.
Der Bus hält deutlich seltener als eine S-Bahn. Außerdem gibt es durch die kleine Zahl an Haltepunkten wesentlich weniger Fluktuation als in einem Zug. Der einmal gesicherte Sitzplatz wird Dir im Bus nicht mehr streitig gemacht. Dadurch kannst Du kontinuierlich lesen und ungehindert schlafen.
Rastlose
Wenn Du die Füße nicht still halten kannst, immer mal wieder aufstehen und herum laufen möchtest, ist eher die Bahn etwas für Dich. Im Fernbus gilt Anschnallpflicht und die einzige Möglichkeit Deine Beine zu vertreten ist auf die Toilette zu gehen.
Kontaktknüpfer
Für die Bahn spricht auch, wenn Du gerne mit anderen Menschen in Kontakt kommst.Hier gibt es meist mehrere Plätze, die einander gegenüber angeordnet sind.
Im Fernbus ist das Austauschen mit den Mitreisenden nur eingeschränkt möglich, da Dir niemand gegenüber sitzen kann und die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Für Kommunikative ist die Wahl der Plätze ganz vorne oder ganz hinten sinnvoll.
Rausgucker
Wenn Du beim Reisen am liebsten die Gegend anschaust, würde ich Dir einen Fensterplatz in der Bahn empfehlen. Hier kannst Du je nach Strecke viel Natur, Landschaft, interessante Bahnhöfe und Städte sehen.
Beim Fernbus empfehle ich visuell orientierten Menschen die ersten beiden Sitzreihen. Hier bietet sich ein erhöhter Blick auf das Geschehen der Autobahn. Es lässt sich so auch in die LKW-Kabinen hinein schauen, die zum Teil sehr kreativ gestaltet sind. Landschaftlich bietet sich Dir das, was an einer Autobahn halt so zu sehen ist.
Andere Meinungen und Erfahrungen
Einen amüsanten Erfahrungsbericht über die Fernbusfahrt von Karlsruhe nach Wien habe ich bei MyLifeAndMe gelesen.
So, und jetzt Du!
- Wie reist Du am liebsten und warum?
- Was macht für Dich das Reisen aus?
Aufstehen und rumlaufen können, ist mir ne Menge wert. Team Bahn.